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Teil 4 - Kalimantan, 16.02.- 26.02.2020

17.02.2020 Balikpapan

Kalimantan begrüßte uns, wie vorab bereits gelesen, mit viel Regen. Sofern man nicht in den Monaten Mai-September unterwegs ist, muss man hier leider jederzeit damit rechnen. Wir sind aber vorbereitet und haben entsprechende Regensachen dabei. Worauf wir jedoch nicht vorbereitet waren, dass man in Balikpapan so gut wie kein Motorrad ausleihen kann. Aufgrund des Wirtschaftsbooms der vergangenen Jahre kamen auch immer mehr Besucher und damit auch Kriminelle nach Balikpapan. Dies führte letztlich dazu, dass die Polizei hier ständig patroulliert und z.B. Roller nur noch an in Kalimantan geborene Indonesier verliehen werden. Da wir in Balikpapan aufgrund meiner Visumsverlängerung für 5 Tage bleiben müssen, bleibt uns daher nichts anderes übrig als uns mit Grab von A nach B zu bewegen oder Touren zu buchen, um etwas abseits gelegene Sehenswürdigkeiten besichtigen zu können. Ich kann aber bereits jetzt nach einem Tag festhalten, dass dies nicht nur extrem ins Geld geht, sondern einem die Freiheit nimmt, unabhängig Stopps zu machen, seine Aufenthalte selbstbestimmt zu gestalten und letztlich auch ein wenig die Freude sich den Ort genauer anzusehen. Wir machen dennoch das Beste daraus, haben zumindest für morgen schon mal eine Tour zu den Orang-Utans für 2.1 Mio. RP gebucht und heute den ersten von drei Beamtengängen zum Immigrationsbüro erledigt. Mehr ist aufgrund des Regens gerade eh nicht möglich.

18.02.2020

Gegen 05:30 Uhr klingelte der Wecker und mit Blick aus dem Fenster wollte ich eigentlich die heutige Tour direkt absagen bzw. verschieben. Monsunartiger Regen und eine einzige graue Suppe. Wir haben uns dennoch vor die Tür gewagt und ich kann vorwegnehmen, es war eine gute Entscheidung. Unser erstes Ziel nach 1,5 Stunden Fahrt war die „Borneo Orang-Utan Survival Samboja Lodge“, umgeben von einem riesigen Regenwald, der mittlerweile nicht mehr nur die zweite Lunge der Erde genannt wird, sondern nach den verheerenden Bränden im Amazonas sogar DIE Lunge.

Ein englischsprachiger und sehr leidenschaftlicher Waldmenschen-Liebhaber (deutsche Übersetzung für Urang-Utan), namens Imam begrüßte uns herzlich, gab uns Gummistiefel sowie Regenschirme und fuhr uns mit dem Allradwagen direkt in den Lebensraum der Orang-Utans. Eindrucksvoll und voller Hingabe erklärte er uns zu jedem Orang-Utan die Herkunft,

ihre Leidenswege und die Aufgabe, die die hiesige Auffangstation hat. Die meisten der Tiere kommen aus schlimmen Verhältnissen, wo sie gequält und gefoltert wurden und ein tristes Dasein fristeten. Etliche, hier untergebrachte Tiere leiden unter starken Angstzuständen und Depressionen und können selbst nach jahrelangem Aufpäppeln nicht mehr zurück in die Wildbahn entlassen werden. An diesem Ort haben sie aber zumindest noch ein paar schöne und ruhige Jahre. Viele Jungtiere hingegen haben eine bessere Chance. So werden jährlich zweimal, erfolgreich Auswilderungen durchgeführt. Die gesamte Anlage ist riesig, gepflegt und ich wusste sofort, dass bei der Arbeit, die die Leute hier leisten unser hohes Eintrittsgeld sehr gut angelegt ist. Um auch die lokalen Farmer, die jahrelang für die Tötung wegen Ernteausfällen verantwortlich waren, einzubeziehen, werden alle Produkte und Nahrungsmittel, die die Affen benötigen nunmehr mit Hilfe der Bauern angebaut. Das schafft gegenseitige Akzeptanz und verhindert so die unnötige Abschlachtung dieser vom Aussterben bedrohten Menschenaffen. Und wie intelligent und ähnlich sie uns sind, konnten man u.a. eindrucksvoll sehen, als sich ein Orang-Utan Weibchen z.B. Blätter auf den Kopf legte, um uns Menschen mit Regenschirmen nachzuahmen und anschließend anzulächeln, fast so als wollte sie sagen: "was ihr könnt, kann ich auch".

Ebenfalls zu der Arbeit der Ranger gehört die wöchentliche Aufklärung und Schulung in Schulen und Dörfern, um den respektvollen Umgang mit Tieren zu befördern und zu lehren. Ich war nicht nur von unserem Guide, der sich sogar der Liebe zu den Orang-Utans wegen nach 9 Jahren Fernbeziehung von seiner australischen Freundin trennte, da seine 1. Priorität den Affen gilt und daher ein Umzug nach Australien undenkbar ist, begeistert, sondern von dem gesamten Konzept und dem Beitrag jedes Einzelnen. Nach einer vierstündigen und sehr aufschlussreichen Erkundung des Regenwaldes mit seiner abwechslungsreichen Flora und Fauna, dem Besuch bei den Orang-Utans und einem kurzen Besuch bei den sog. Sonnenbären fiel auch endlich der letzte Regentropfen vom Himmel und es ging weiter zum „Mangrove Center Graha Inda“, wo wir eine Stunde lang mit dem Boot

durch einen riesigen Mangrovenwald mitten in der Stadt gefahren sind.

Neben einem Delphin, der einzige, der hier lebt und sich nur selten zeigt, haben wir nicht nur die untergehende Sonne in atemberaubender Kulisse genießen dürfen, sondern waren auch noch Zeugen des Fangespielens von den lustigen Nasenaffen.

Rundum ein gelungener und nachhaltig wirkender Tag, insbesondere in Punkto, wieviel Lebensraum wir Menschen den Tieren Tag für Tag nehmen, obwohl sie genauso ihre Daseinsberechtigung auf der Erde haben, auf der wir wohlgemerkt nur als Gäste zu Hause sind.

Am darauffolgenden Tag ging es früh am Morgen direkt wieder zum Immigrationsamt, um Fingerabdrücke und Fotos von mir abzugeben, sowie die fällige Gebühr von mittlerweile 500.000 RP zu bezahlen. Und wie der Zufall es wollte, erkannte der Chef der Behörde Joe aus Lombok wieder und beschleunigte das Verfahren, so dass wir direkt am Nachmittag meinen Passport abholen konnten und von ihm persönlich auch zurück zu unserer 20 Minuten entfernten Unterkunft gefahren wurden. Glück muss man haben, oder besser gesagt, dass ist das in Indonesien gelebte „gotong-royong“ Prinzip, sich gegenseitig zu helfen. In der Zeit zwischen dem 2. Behördengang und der Abholung waren wir aber noch am „Pantai Manggar“, haben in den Hängematten die Zeit vergessen

und sind zum Glück vor Einsetzen des Regens aufgebrochen. Da wir auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind, haben wir diese zum ersten Mal auch richtig ausgenutzt. Ganz bequem am Straßenrand hält man die kleinen Busse an und steigt mit den Worten „kiri-kiri“ einfach aus, wenn man sein Ziel erreicht hat oder umsteigen muss. Dieser Art der Fortbewegung ist nicht nur sehr kostengünstig sondern bringt einen auch jedes Mal ins Gespräch mit der lokalen Bevölkerung.

Damit war Tag 3 in Balikpapan auch schon wieder vorbei.


20.02.2020

Den vierten Tag haben wir fast ausschließlich zu Fuß erlebt und sind vom „Kampung Pinisi“, einem bunt gestalteten winzigen Teil der Stadt

die komplette Süd-Westseite entlang der Küste gelaufen.

Leider muss man sagen, dass keiner der vier Strände, die entlang der Strecke lagen, wirklich sauber oder besonders schön sind, aber für einen kurzen Zwischenstopp und für die hiesige Bevölkerung dennoch ein willkommenes Ausflugsziel. Ich bevorzuge aber die Strände an der Ostküste.

Da wir gerne noch das sog. „Taman 3 Generasi“ sehen wollten, welches auf unserer „Touristenkarte“ als Attraktion mit vielen Vögeln beschrieben war, haben wir uns dann für die lange Strecke dann doch ein Grab gebucht. Nur leider kamen wir in eine Polizeikontrolle

und mussten fürs nicht angeschnallt sein ordentlich ins Portemonaie greifen. Schuld eigen würde ich sagen und versuchte es gelassen zu sehen. Geärgert hat es mich nur insofern, als dass das Vogelparadies sich schließlich als winzige Rasenfläche mit einem Taubenzwinger erwies. Den Weg kann man sich also tatsächlich sparen und sollte als Touristenattraktion definitiv aus der Liste genommen werden. Also ging es nach dieser kleinen Enttäuschung zurück ins Hotel und hier schreibe ich nun die Zeilen über die letzten drei Tage, da es morgen bereits mit dem Bus 15 Stunden in den Süden nach Banjarmasin geht.

21.02.2020 von Balikpapan nach Banjarmasin

15 anstrengende und um unser Leben fürchtende Stunden später erreichten wir Banjarmasin.

Wir waren sehr froh, dass wir in unserem Homestay so früh einchecken konnten und legten uns erstmal ein paar Stunden schlafen. Nach unserem Nickerchen hatte JO, der Besitzer des Homestays uns auch bereits ein Motorrad zur Verfügung gestellt, so dass wir begleitet von den Lichtern der Nacht

noch einen kleinen Ausflug durch die Stadt starteten. Leider dauerte diese Fahrt nur einen kurzen Moment an, da unser Motorrad nach dem Betätigen des Sicherheitsschlosses nicht mehr geöffnet und somit auch nicht mehr der Schlüssel ins Zündschloss gesteckt werden konnte. Die erbetene Hilfe kam leider erst ca. 1,5 Stunden später zu uns, um mit Hammer und Meißel das Schloss aufzubrechen. Nachdem es dann endlich funktionierte, hatten wir allerdings keine Lust mehr auf weitere Querelen und sind zurückgefahren. Zu unserem Glück und großer Freude braut JO selbst seinen Schnaps und so lud er uns auch direkt zum selbstgemachten Durianschnaps ein. Mmmmhhhhhhh......Die Nacht wurde zum Tag und damit auch unser Plan am nächsten Tag den östlichen Teil rund um Banjarmasin zu erkunden zu Nichte. Gegen 16:00 Uhr erwachten wir aus unserem Dornröschenschlaf, gönnten uns eine der besten Ramensuppen, die ich je gegessen habe und genossen den Abend ohne viel Trubel am Fluss direkt von unserer Unterkunft „Borneo Homestay“. Als kleiner Tipp, falls ihr mal in der Stadt seid, probiert unbedingt die cremige Variante bei „Koru Ramen“. Göttlich!

24.02.2020

Ganz früh am Morgen

ging es mit dem Boot flußaufwärts zum bekannten, aber von Touristen nicht überlaufenen- wir waren an diesem Tag die Einzigen- Floatingmarket. Hier kann man dem geschäftigen Treiben der Frauen beim Handeln, Kaufen und Verkaufen zusehen

und dabei selbst die ein oder andere Köstlichkeit erwerben.

Etwa 2 Stunden nach Sonnenaufgang war der Markt so gut wie beendet

und wir fuhren zurück und haben auf dem Weg das alltägliche Leben am Fluß beobachten können. Sehr gewöhnungsbedürftig zu sehen, wie neben den ganzen kleinen Toilettenhäuschen,

die direkt im Wasser stehen, jeder mit demselben Wasser duscht, sich die Zähne putzt oder aber auch das Geschirr und die Wäsche gewaschen wird. Wenn man so aufwächst, ist man es wahrscheinlich nicht anders gewöhnt. Joe und ich mussten jedoch mehrmals schlucken, bei dem Anblick und Wissen, was alles im Fluß landet und er dennoch der Mittelpunkt des täglichen Lebens darstellt.

Eine kurze Verschnaufpause und schon ging es mit dem Boot flußabwärts zu den Nasenaffen. Diesmal konnten wir sie besser sehen

als in Balikpapan, obwohl es sehr scheue Tiere sind. Jedes Mal, wenn man sich mit dem Boot näherte, ergriffen sie sofort die Flucht. Vielleicht auch, weil sie wissen, dass sie noch vor einigen Jahren auf den Tellern der Bewohner landeten. Insgesamt konnten wir 7 verschiedene Gruppen mit je einem sehr mächtigen und großen Anführer ausmachen. Nach 4 erlebnisreichen Stunden auf dem Boot war unser gut gefüllter heutiger Tag auch schon wieder zu Ende.

25.02.2020

Den quasi letzten Tag bevor am 26.02.2020 unser Flieger gegen 06:00 Uhr morgens nach Sumatra aufbricht, haben wir unseren Plan, den wir bereits am besagten Hangover machen wollten, in die Tat umgesetzt. 4 Stationen standen auf unserem Plan. Begonnen haben wir mit dem Danau Biru Gambut, der etwas versteckt vor einer Baustelle liegt.

Gefolgt vom nur wenige Kilometer entfernten Danau Biru,

der sich wiederrum inmitten einer Goldmine befand und auf dessen Weg wir die unberührte grüne Landschaft genießen konnten.

Weiter ging zum Lake Galuh Cempaka, der früher mal als Ausflugsattraktion galt, aber heute kaum noch angefahren und besucht wird. Die letzte Station sollte eigentlich mein Highlight sein, denn laut Information handele es sich um einen Pinienwald der von unzählichen Regenschirmen gepflastert ist. Gefunden haben wir einen ziemlich kargen und dreckigen Pinienwald mit 5-10, teils kaputten Regenschirmen, die an einer Schnur am Eingang gespannt sind. Wer also wegen der Kulisse kommt, wird eher enttäuscht. Wer aber ein kühles Plätzchen mit Ruhe und Hängematte sucht, ist hier goldrichtig. Daher war es nicht mein Highlight, aber dennoch eine Abwechslung zur übrigen Vegetation in der Stadt. Mit über 5 Stunden Fahrt für die Hin-und Rücktour schmerzten dann auch die kleinen Pobacken und freuten sich als sie das Eingangsschild vom Homestay in Sichtweite sahen.

Damit waren unsere Tage bei einer sehr herzlichen Gastfamilie, direkt am Fluß, zentral in einer freundlichen, aufgeschlossenen, abwechslungsreichen und quirligen Stadt auch schon wieder zu Ende. Aber nicht nur dass, auch unsere Zeit in Kalimantan endet damit. Leider ist Kalimantan nur beschwerlich mit viel Zeit und viel Geld wirklich zu bereisen und sollte daher als einziges Ziel mal in Angriff genommen werden. Als eine von mehreren Etappen und mit begrenztem Budget ist es meiner Ansicht nach eher eine ungeeignete Insel.

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